Schnupfen bei Babys

Bis zu zehn Infekte pro Jahr sind normal

Viele Eltern kennen das: Im Winter ist das Baby dauerkrank, die Nase ständig zu und die Nächte sind entsprechend anstrengend. Dabei hat das Kind weder eine chronische Erkrankung noch Rückfälle. Vielmehr sind es mehrere hintereinander auftretende Infekte, die Eltern und Kindern das Leben schwer machen. Denn das Immunsystem von Babys ist noch nicht ausgereift und es gibt viele verschiedene Erkältungsviren.

In den ersten Lebensmonaten ist der Säugling noch durch die mütterlichen Abwehrstoffe geschützt, die über die Plazenta von der Mutter auf das Kind übertragen wurden. Im zweiten Lebenshalbjahr verlieren sich diese Abwehrstoffe jedoch. Dann muss der kleine Körper lernen, sich selbst zu schützen.

Bis zu zehn leichte Atemwegsinfekte pro Jahr gelten bei Kleinkindern als normal. Die treten natürlich nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt auf, sondern gehäuft in den Wintermonaten. „Durch die vielen Infektionen, die Kinder durchmachen, baut sich ihr Immunsystem auf“, sagt Edwin Ackermann, Kinderarzt und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Nordrhein. „Schnupfen ist meist eine harmlose Erkrankung, aber für einen Säugling trotzdem oft sehr unangenehm, denn der kann sich nicht schnäuzen oder die Nase hochziehen“, sagt er.

Hinzu kommt, dass die Nasengänge bei Babys sehr klein und eng sind. „Wenn die Schleimhaut nur ein bisschen anschwillt, führt das schnell zu Verengungen und das Baby bekommt schlecht Luft“, erklärt Ackermann. Weil Kinder so viele Infekte durchmachen, vergrößern sich auch oft die lymphatischen Gewebe. Mandeln und Polypen werden dicker und können so zusätzlich die Atmung erschweren.

Kein Nasenspray für Babys

Gegen das Erkältungsvirus an sich gibt es keine Medizin. Sie können nur versuchen, die Symptome bei Ihrem Baby zu lindern. Schlaf ist wichtig, ganz besonders, wenn der Körper mit einem Infekt zu kämpfen hat. Deshalb kann es sinnvoll sein, abends abschwellende Nasentropfen zu geben, damit die Nasenschleimhaut abschwellen und das Kind besser atmen und schlafen kann.

Außerdem droht eine Mittelohrentzündung, wenn die bei Babys noch sehr kurze Ohrtrompete zuschwillt, die den Nasenrachen mit dem Mittelohr verbindet. In dem Fall kann das Mittelohr nämlich nicht mehr richtig belüftet werden.

„In den ersten Lebenswochen und -monaten sollten abschwellende Nasentropfen jedoch nur nach Absprache mit dem Kinderarzt verabreicht werden“, rät Ackermann. Die Wirkstoffe können in sehr seltenen Fällen Nebenwirkungen im Herz-Kreislauf-Bereich haben.

Nasenspray sollte erst ab dem Kleinkindalter verwendet werden. Da die Nase beim Säugling unten noch sehr eng ist, kommt Spray häufig nur bis an die untere seitliche Nasenwand und kann gar nicht richtig wirken. Tropfen lassen sich besser verabreichen. Außerdem erschrecken sich Babys häufig vor dem Sprühstoß eines Sprays.

Nasehochziehen ist übrigens ausdrücklich erlaubt. „Seit einigen Jahren gibt es die Empfehlung, das Sekret lieber hochzuziehen, als sich zu heftig zu schnäuzen, weil dabei ein Druck im ganzen Atemwegsbereich entsteht, der dazu führen kann, dass die Keime Richtung Ohr geschickt werden.“

Welche Tropfen wie oft und wie lange?

Für Säuglinge gibt es zwei verschiedene Wirkstoffe, die sie in Form von Nasentropfen anwenden können:

  • Xylometazolin
  • Oxymetazolin

Die Stoffe ähneln sich in ihrer Wirkweise: Sie führen zu einer Verengung der Blutgefäße, wodurch die Nasenschleimhaut abschwillt.

Bei der Frage, wie häufig und wie lange Nasentropfen angewendet werden dürfen, gibt es keine Richtlinie. „So selten und kurz wie möglich, so häufig wie nötig“, lautet der Rat des Kinderarztes. Sind die Ohren aufgrund des Schnupfens betroffen, braucht das Kind eventuell über mehr als eine Woche hinweg drei Mal täglich abschwellende Tropfen. Bekommt das Kind die Tropfen nur wegen des Schnupfens, sollte die Anwendung nicht länger als eine Woche dauern.

„Wenn ich dem schlafenden Säugling hin und wieder Nasentropfen verabreiche, ist das vollkommen ok“, sagt Ackermann. „Wir beobachten jedoch, dass Eltern Atemgeräusche des Kindes überinterpretieren und über zwei oder mehr Wochen hinweg mehrmals täglich Nasentropfen geben. Das sollte nicht passieren.“

Dann besteht die Gefahr, dass die Nasenschleimhaut insgesamt empfindlicher, dünner und trockener wird. „Wenn die Nasenschleimhaut trocken ist, macht das subjektiv auch das Gefühl einer Behinderung der Nasenatmung“, sagt der Kinderarzt. „Besonders die älteren Kinder greifen dann wieder zum Nasenspray, obwohl die Nase eigentlich befeuchtet werden müsste.“

Kritisch sind alle Mittel, die ätherische Öle enthalten. Die können bei Kindern einen Asthmaanfall auslösen. „Das passiert selten, aber man muss sich fragen, ob man das Risiko eingehen will, um einen Schnupfen wegzukriegen“, sagt der Arzt.

Den Schlafraum kühl halten

Ackermann empfiehlt, das Kind im warmen Schlafsack bei kühlen 16 bis 17 Grad Celsius Raumtemperatur schlafen zu lassen. „Viele Eltern haben die Sorge, das könnte zu kalt sein, es ist aber völlig okay.“ Sind die Kinder bei nasskaltem Wetter draußen, ist die Atmung häufig in Ordnung. Erst wenn sie in der warmen und trockenen Wohnung sind, schwellen die Schleimhäute an und es setzen Atemwegsprobleme ein.

Bevor Sie zu abschwellenden Wirkstoffen greifen, sollten Sie außerdem versuchen, den Schleim in der Nase mithilfe von Nasentropfen aus einer physiologischen Kochsalzlösung (aus der Apotheke) zu verflüssigen und dann mit einem fusselfreien, gut saugenden Papier aus der Nase zu holen. „Das löst häufig gleichzeitig einen Nieseffekt aus, der den Schleim hinausbefördert“, sagt Ackermann. „Abschwellende Nasentropfen können ja auch nur wirken, wenn sie nicht in den Schnodder reingepackt werden, sonst kommen sie gar nicht mit der Nasenschleimhaut in Berührung.“ Die Kochsalzlösung kann bedenkenlos mehrmals am Tag verwendet werden.

Hebammen raten zwar häufig dazu, Muttermilch tropfenweise in die Nase des Babys zu geben. „Das können wir Kinder- und Jugendärzte jedoch nicht empfehlen“, sagt Ackermann. Die Schutzfunktion durch möglicherweise vorhandene Antikörper spiele in der Nase keine Rolle. „Aber es ist eine eiweißhaltige Lösung, die nicht in die Nase gehört. Und kein Mensch möchte doch Milch in der Nase haben.“

Alternativen zu abschwellenden Nasentropfen:

  • Physiologische Kochsalzlösung als Nasentropfen gebenmit einem saugenden, fusselfreien Tuch die Nase von innen säubern
  • Zwiebel schneiden, in eine Socke geben und im Schlafzimmer auslegen. Die Dämpfe sollen helfen, die Schnupfensymptome zu lindern
  • Sekret mit einem Nasensauger absaugen
  • ausreichend zu trinken geben, damit sich der Schleim besser löst
  • ein feuchtes Handtuch aufhängen, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen
  • Regelmäßig lüften

Wann sollten Sie mit Ihrem Baby zum Arzt gehen?

Immer dann, wenn Sie sich Sorgen machen. „Wenn die Nasenatmung behindert ist und das Kind Fieber und andere Erkältungssymptome hat, geht man natürlich zum Arzt“, sagt Ackermann. Im Zweifel immer den Arzt aufsuchen sollten Sie, wenn das Kind jünger ist als drei Monate.

Gelbes Sekret bedeutet übrigens nicht zwingend, dass eine bakterielle Infektion vorliegt und ein Antibiotikum zum Einsatz kommen muss. „Jeder Schnupfen wird im Verlaufe seiner Dauer zum Schluss auch gelblich“, erklärt der Kinderarzt. „Die Immunzellen fressen die Erkältungsviren auf und zerfallen. Das macht dann die Verfärbung des Sekrets, die aber mit Bakterien nichts zu tun hat.“

Sind Eltern sehr besorgt über rasselnde Atemgeräusche der Kinder im Schlaf, rät Ackermann dazu, ein kurzes Handyvideo zu machen und beim nächsten Arztbesuch zu zeigen. „Dann können wir das besser nachvollziehen und einschätzen, ob das tatsächlich auffällig ist.“ Nur sehr selten gäbe es bei jungen Säuglingen eine anatomische Verengung der Nase, die abgeklärt werden muss.

Quellen

Interview vom 7.1.2020 mit Edwin Ackermann, Kinderarzt und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Nordrhein-Westfalen

Grippaler Infekt – eine häufige Erkrankung bei Kindern. Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.kindergesundheit-info.de (Abrufdatum 6.1.2020)

(K)ein banaler Infekt. Online-Information der Deutschen Apotheker Zeitung: www.deutsche-apotheker-zeitung.de (Stand: 25.1.2018)

Weitere Informationen

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28.01.2019

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