Optimisten leben länger

Wer lebt länger, Optimisten oder Pessimisten? Die Studienlage zu dieser Frage ist widersprüchlich. So wurde Pessimisten zugute gehalten, dass sie sich mehr um ihre Gesundheit sorgen, Optimisten hingegen zeigten sich weniger anfällig für bestimmte Krankheiten wie Depressionen oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine neue Studie sagt nun: Richtig alt werden eher Optimisten, das berichten Forscher im Fachmagazin der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften „PNAS“.

Das Team um Lewina Lee von der Boston University School of Medicine nutzte zwei Datenbanken, in denen seit Jahrzehnten die Krankengeschichte bestimmter Berufsgruppen gespeichert werden. So bekamen die Forscher Informationen über den Gesundheitszustand und die Lebensführung von fast 70.000 Krankenschwestern und 1429 Veteranen.

Optimistinnen leben 15 Prozent länger

Alle Teilnehmer hatten in Fragebögen angegeben, ob sie eher optimistisch oder pessimistisch sind. Die Forscher definierten Optimisten als Menschen, die daran glauben, dass gute Dinge passieren werden oder dass die Zukunft erstrebenswert ist, weil sie bestimmte Ziele erreichen können. Die Forscher hatten die Frauen in vier Gruppen – von sehr optimistisch bis sehr pessimistisch eingeteilt. Bei den Männern waren es fünf Gruppen.

Das Ergebnis: Die Frauen in der besonders optimistischen Gruppe lebten im Schnitt um 15 Prozent länger als die in der pessimistischsten Gruppe. Dabei analysierten die Forscher nur Frauen, die ähnliche demografische Merkmale und Vorerkrankungen hatten. Bei optimistischen Männern betrug der Unterschied in der Lebenszeit elf Prozent.

Die Chance, 85 oder älter zu werden, war bei der Gruppe der stärksten Optimistinnen um 50 Prozent größer als bei den stärksten Pessimistinnen. Bei den Männern betrug der Unterschied in der Studie 70 Prozent.

Die Studie kann jedoch nur zeigen, dass ein optimistisches Wesen häufig mit einer längeren Lebenserwartung einhergeht. Es lässt sich nicht ausschließen, dass die Gesünderen schon von Natur aus optimistischer sind. Die niedrigeren Krankheitsraten wären dann nicht direkt mit der Lebenseinstellung zu erklären.

Die Wissenschaftler untersuchten deshalb, ob die höhere Lebenserwartung daran liegen könnte, dass Optimisten grundsätzlich gesünder leben, also zum Beispiel regelmäßiger zum Arzt gehen, weniger rauchen oder Alkohol trinken und mehr Sport treiben. Tatsächlich schwächte sich der Unterschied zwischen den Probanden ab, als die Forscher diese Unterschiede in der Lebensführung herausrechneten, er verschwand jedoch nicht ganz.

„Diese Studie hat eine große Relevanz für die öffentliche Gesundheit, weil sie nahelegt, dass Optimismus einer der psychologischen Faktoren ist, die ein Menschenleben verlängern können“, sagt Erstautorin Lee.

Positive Gedanken können Krebs nicht heilen

Allerdings sollte der Effekt positiver Gedanken nicht überschätzt werden. So hält sich hartnäckig der Glaube, dass Krebs psychisch bedingt sei. In einer repräsentativen Umfrage des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) stimmten 61 Prozent der Aussage zu, dass seelische Belastungen und Stress Krebs auslösen können. Eindeutige wissenschaftliche Belege dafür gibt es nicht. Im Gegenteil (mehr dazu lesen Sie hier).

Trotzdem kann Optimismus einen positiven Effekt auf die mentale Gesundheit haben, sagt Ralph Schliewenz vom Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen: „Optimisten haben das Gefühl, dass sie die Dinge unter Kontrolle haben. Und dieses Gefühl kann man auch erlernen. Man kann sich erreichbare Ziele setzen. Die eigenen Möglichkeiten abschätzen, kleine Schritte machen, realistisch bleiben. Das ist ein Weg zum Optimismus.“

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