Nierentumor – Symptome, Ursachen und Therapie

Gutartige Nierentumore und Nierenkrebs

Wird in der Niere ein Nierentumor entdeckt, ist die Unterscheidung, ob es sich um eine gutartige oder bösartige Gewebeneubildung handelt, von entscheidender Bedeutung für die Behandlung und Prognose. Immer häufiger werden Geschwüre in der Niere bei Vorsorgeuntersuchungen eher zufällig erkannt. Dies erhöht die Chancen für die Früherkennung, denn die oftmals ausbleibenden oder eher unspezifischen Symptome erschweren die Diagnose. Während gutartige Tumore auch unbehandelt nicht selten ohne weitere gesundheitliche Probleme bleiben, ist der weitaus häufiger vorkommende bösartige Nierenkrebs möglichst schnell zu behandeln. In den allermeisten Fällen ist ein operativer Eingriff notwendig.

Inhaltsverzeichnis

Ein kurzer Überblick

Tumore in den Nieren verursachen im Anfangsstadium oft keine Beschwerden. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ernsthafte Erkrankungen, die genauestens diagnostiziert und möglicherweise schnell therapiert werden müssen. Lesen Sie in der folgenden Übersicht die wichtigsten Fakten und informieren Sie sich im weiteren Artikel umfassend zu dieser Nierenerkrankung.

  • Definition: Der Begriff Nierentumor bezeichnet zunächst alle gutartigen und bösartigen Gewebeneubildungen der Niere oder des Nierenbeckens. In der weiteren Klassifikation werden unterschiedliche Arten von gutartigen Tumoren und verschiedene Krebsarten unterschieden, die sich auch in ihren möglichen Auswirkungen und notwendigen Therapieansätzen unterscheiden.
  • Symptome: Oft treten zu Beginn keinerlei Beschwerden auf und es kommt im Verlauf zu verschiedenen Allgemeinsymptomen. Selten, und wenn auch eher in einem späteren Krankheitsstadium, zeigt sich der typische Symptom-Trias mit Flankenschmerzen, Blut im Urin und einem zu ertastenden Geschwür.
  • Ursachen: Die Ursachen sind nicht hinreichend geklärt. Als begünstigende Faktoren gelten allerdings Tabakkonsum, Übergewicht (Adipositas), Grundkrankheiten des Stoffwechsels und Hormonhaushalts, schädliche Einflüsse durch Medikamente oder Umweltfaktoren und eine gewisse Vorbelastung durch erbliche Komponenten.
  • Diagnose: In den meisten Fällen werden Nierentumore während einer Ultraschalluntersuchung erkannt. Für die weitere Diagnostik sind Laboruntersuchungen von Blut- und Urinproben sowie eventuell auch andere bildgebende Verfahren notwendig.
  • Behandlung: Sind die Geschwüre gutartig, bedarf es nur bei großen Ausdehnungen oder anderen erwarteten Problemen einer Behandlung. Nierenkrebs hingegen muss immer schnellstmöglich therapiert werden für eine gute Chance auf vollständige Heilung. In der Regel kommt es zu einer operative Entfernung des Krebsgeschwürs und eventuell auch der Niere oder Teile der Niere. Wenige andere Alternativen, etwa die Behandlung mit Medikamenten, gehören noch nicht zur Standardtherapie.
  • Naturheilkundliche Behandlung: Zur Stärkung von Psyche und Körper können komplementäre Heilmethoden die Therapie unterstützen und das allgemeine Wohlbefinden der Betroffenen verbessern.

Definition

Unter dem Begriff Nierentumor werden alle gutartigen (benignen) und bösartigen (malignen) Gewebeneubildungen (Neoplasien) der Niere oder des Nierenbeckens zusammengefasst. In mehr als neunzig Prozent der Krankheitsfälle handelt es sich allerdings um bösartige Geschwülste, die allgemein auch als Nierenkrebs bezeichnet werden. Die häufigste Form im Erwachsenenalter (meist zwischen dem vierzigsten und sechzigstem Lebensjahr) stellt dabei das sogenannte Nierenzellkarzinom (Hypernephrom) dar. Bei dieser Erkrankung ist in den allermeisten Fällen nur eine Niere betroffen.

Aber auch andere Formen können auftreten, wie das Nierenbeckenkarzinom (Urothelkarzinom) oder das besonders im Kindesalter verbreitete Nephroblastom, auch unter dem Namen Wilms-Tumor bekannt. Wilms-Tumore manifestieren sich bereits im Embryonalstadium und werden dann vor allem zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr medizinisch auffällig. Betrachtet man die Häufigkeit von Krebsarten bei Kindern, ist der Wilms-Tumor mit einer Inzidenz von etwa fünf Prozent eine relativ häufige Erkrankung.

Insgesamt betrachtet sind Nierentumore (bei Erwachsenen) aber eher seltene Krebserkrankungen. Die Nierenzellkarzinome zeigen allerdings eine Tendenz zur Häufigkeitszunahme. Männer sind gegenüber Frauen etwa doppelt so häufig betroffen.

Weitaus seltener entstehen benigne Neubildungen, die entsprechend ihrer überwiegenden Gewebebeschaffenheit klassifiziert sind. Zu den häufigsten Erscheinungen zählen zum Beispiel Fibrome (Bindegewebe), Adenome (Schleimhaut und Drüsengewebe), Angiome (Gefäße) und Lipome (Fettgewebe). Es gibt aber auch Mischformen wie etwa das Angiomyolipom, welches zu einem hohen Anteil aus Blutgefäßen und Fettgewebe besteht. Bei größeren Adenomen ist bekannt, dass es auch zu einer bösartigen Entartung kommen kann, daher wird hier eine erhöhte Aufmerksamkeit angeraten.

Im Gegensatz zu den malignen Formen wachsen gutartige Tumore in den allermeisten Fällen sehr langsam und führen nur zu einer Verdrängung anderer Gewebe, aber nicht zu dessen Zerstörung. Dadurch zeigt sich eine deutlich verringerte Aggressivität und Gesundheitsgefährdung.

Symptome

Bei den gutartigen Nierentumoren treten in der Regel keine Beschwerden auf. Manchmal wird lediglich von einem Druck in der Nierengegend (Nierenschmerzen) oder Flanke berichtet. Daher werden diese Geschwülste auch nicht selten nur zufällig entdeckt. Bei besonders groß gewachsenen Tumoren können Blutungen entstehen oder der Harnabfluss kann behindert werden.

Auch bei Nierenkrebs, insbesondere im Frühstadium, verläuft die Krankheit oftmals ohne (eindeutige) Beschwerden. Nur bei etwa zehn Prozent der Betroffenen kommt es tatsächlich zu den drei typischen Anzeichen:

  • Flankenschmerzen,
  • Blut im Urin,
  • ertastbares Geschwür.

Treten Beschwerden beim Wasserlassen auf, weist dies bereits auf Nierenprobleme oder Erkrankungen der Harnwege hin.

Dazu können unklare Schmerzen im Rücken, in den Flanken, im Nierenlager und im Abdomen ohne weiteren Befund kommen. Zeigen sich auch eher unspezifische Allgemeinsymptome wie erhöhte Temperatur oder Fieber, Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust sollten die Symptome immer medizinisch abgeklärt werden, um Nierenkrebs auszuschließen.

Bei dem Nephroblastom verhält sich die Symptomatik ähnlich und auch häufig unklar. In den allermeisten Fällen findet sich bei den Kindern zwar ein vorgewölbter „dicker“ Bauch, aber nur selten kann dies auch bereits zu einem frühen Zeitpunkt in den entsprechenden Zusammenhang gebracht werden.

Breiten sich bösartige Krebszellen aus und bilden Tochtergeschwülste, sogenannte Metastasen, können andere Organe und Strukturen in Mitleidenschaft gezogen werden. Somit kann es auch anderenorts zu Beschwerden und Funktionsstörungen kommen. Die Liste aller Möglichkeiten ist sehr lang.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung von benignen Tumoren im Allgemeinen sind noch nicht vollständig verstanden. In einigen Fällen scheint eine gewisse erblich bedingte Veranlagung vorhanden zu sein. Aber auch andere Einflüsse wie Medikamenteneinnahmen, schädliche Umweltfaktoren und ein erhöhtes Lebensalter kommen in Betracht.

Auch bei den Krebserkrankungen der Niere gibt es keine klar definierten kausalen Zusammenhänge. Wie bei den gutartigen Neubildungen, scheint bei den Tumoren im Erwachsenenalter ein erhöhtes Lebensalter eine Rolle zu spielen. Als weitere begünstigende Faktoren werden ein ungesunder Lebensstil (Rauchen und Fettleibigkeit), krebserregende Umweltstoffe und hormonelle Veränderungen angesehen.

In einigen Fällen kann die Entstehung eines Nierenkarzinoms auf eine chronische Niereninsuffizienz zurückgeführt oder aber in einen direkten Zusammenhang mit erblichen Komponenten gebracht werden. Es konnte der Nachweis erbracht werden, dass eine Genmutation in einer ganz bestimmte Region des Chromosoms 3 zu einem erhöhten Risiko für Nierenkrebserkrankungen führt. Eine solche bekannte Erbkrankheit ist die von-Hippel-Lindau-Erkrankung (VHL), bei der sich Geschwülste im Kleinhirn und am Augenhintergrund entwickeln, es aber auch mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit zur Ausbildung von Nierenzellkarzinomen kommt.

Diagnose

Aufgrund der oft fehlenden und unklaren Krankheitszeichen kommt es in vielen Fällen zu einer zufälligen Diagnose. So werden Nierentumore immer häufiger bei Ultraschalluntersuchungen entdeckt, die aufgrund anderer Indikationen durchgeführt werden. Mittlerweile wird besonders den Vorsorgeuntersuchungen große Bedeutung bei der Früherkennung und für verbesserte Heilungschancen von Nierentumoren zugerechnet.

Besteht der Verdacht auf einen Nierentumor, mit oder ohne typisches Beschwerdebild, werden in der Regel weitere Untersuchungen veranlasst, insbesondere um die Gut- oder Bösartigkeit der Zellvermehrung festzustellen. Die Computertomografie (CT) kommt dabei als häufigstes bildgebendes Verfahren zum Einsatz. Neben der Bestätigung, ob es sich um Krebs oder einen benignen Tumor handelt, geben die Bilder auch Aufschluss über die aktuelle Tumorgröße und mögliche Metastasen im untersuchten Körperbereich. Zudem können sich auch Verdachtsfälle als unbegründet erweisen oder aber es werden andere (Nieren-) Erkrankungen identifiziert. In Einzelfällen kommt eine Probenentnahme aus dem Tumor mittels Stanzbiospie in Frage, um die Bösartigkeit des Gewebes zu klären.

Auch die Magnetresonanztomografie (MRT) kann unter Umständen zu einer detaillierten Diagnostik hinzugezogen werden. Nur selten, und in vielen Fällen eher in Vorbereitung auf einen operativen Eingriff, wird eine Angiografie durchgeführt, die es ermöglicht, die Blutgefäße und die Blutversorgung der Niere und des Tumorgewebes zu beurteilen.

In der Regel werden zu einer Vervollständigung der Diagnose auch Analysen von Blut- und Urinproben durchgeführt, die Hinweise auf die Nierenfunktionen oder andere zusammenhängende Faktoren liefern können. Liegt mit Sicherheit Nierenkrebs vor, werden oft noch weitere Untersuchungen veranlasst, um den Grad einer möglichen Metastasierung festzustellen und frühzeitig behandeln zu können. Metastasen ausgehend von der Niere finden sich am häufigsten in der Lunge, im Skelett, in der Leber und im Gehirn.

Behandlung

Bei vielen gutartigen und beschwerdefreien Geschwüren ist keine spezielle Therapie erforderlich. Zeigen die Tumore allerdings eine sehr umfangreiche Ausdehnung, werden unter anderem durch den Druck auf die umgebenden Organe und Strukturen sowie deren Verdrängung Schwierigkeiten erwartet. Zur Entlastung erfolgt in diesen Fällen ein operativer Eingriff.

Liegen keine Kontraindikationen vor, werden den Betroffenen bei malignen Tumoren für gewöhnlich das krankhafte Gewebe und Teile der Niere oder sogar das gesamte Organ entnommen. Die Art und Weise des Eingriffs hängt vom jeweiligen Stadium ab, das heißt insbesondere der Tumorgröße und der Metastasenbildung. Nicht immer muss dabei ein großer Schnitt im Bereich des Bauches oder der Flanke vorgenommen werden, unter Umständen sind auch minimalinvasive chirurgische beziehungsweise ablative Verfahren möglich. Dabei kommen laparoskopische Operation oder auch die Kryotherapie (Vereisungsbehandlung) zum Einsatz.

Bei kleineren Tumoren, insbesondere, wenn nur noch eine Niere vorhanden ist oder etwa beide Nieren betroffen sind, bemüht man sich um eine organerhaltene Therapie. Konnte der Tumor frühzeitig entfernt werden, überleben sehr viele Patienten mit nur einer funktionsfähigen Niere und gelten langfristig als geheilt.

Die bekannten Krebstherapieformen – Strahlentherapie und Chemotherapie – erzielen bei bösartigen Nierentumoren keine nennenswerten Erfolge. Liegen bereits Metastasen vor, wird aber ein operativer Eingriff genauestens abgewägt. In einem solchen fortgeschrittenen Stadium kann dann eine Strahlentherapie in erster Linie zur Behandlung der Metastasen und begleitender Schmerzen eingesetzt werden. Zusätzlich kommen hierbei auch Schmerztabletten oder Morphium (bei sehr starken Schmerzen) zur Anwendung.

Eine mögliche, aber noch kontrovers diskutierte, Alternative bei Nierenzellkarzinomen bietet seit einiger Zeit eine medikamentöse Therapie mittels Tyrosinkinasehemmern. Der eingesetzte Wirkstoff unterbindet die Versorgung des Tumorgewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen und hemmt auch aktiv das Wachstum von Tumorzellen. In den letzten Jahren hat sich demgegenüber außerdem eine kombinierte Immuntherapie mit zwei sogenannten Checkpointblockern als möglicherweise bessere Therapieform erwiesen, wie im medizinischen Fachjournal The New England Journal of medicine berichtet wurde. Allgemein ist bei beiden Mitteln keine vollständige Heilung zu erwarten und die Methoden gehören auch noch nicht zu der Standardtherapie.

In jedem Fall sollten auch nach erfolgreicher Behandlung regelmäßige Nachsorgetermine eingehalten werden. Neben einer möglichen Wiedererkrankung (auch noch nach Jahren) werden zudem mögliche Komplikationen und Spätfolgen bei den Untersuchungen berücksichtigt, wozu vor allem die Entwicklung einer Niereninsuffizienz und einer Hypertonie zählen.

Naturheilkundliche Behandlung

Alternative oder komplementäre Heilverfahren werden bei Tumorerkrankungen von vielen Betroffenen in Betracht gezogen. Oftmals entsteht bei den Erkrankten eine starke Verunsicherung durch die Lebensumstellung nach der Diagnose Krebs und die zur Verfügung stehenden, teilweise sehr drastischen, schulmedizinischen Behandlungsoptionen und Prognosen. Gleichermaßen gibt es eine Vielzahl von alternativen Heilmethoden bei Krebserkrankungen, die in der Naturheilpraxis auch als biologische Krebstherapie bezeichnet werden – unter der Anwendung verschiedener Heilmittel.

Die Bereiche der unterstützenden Therapiemethoden, die sich auf die Stärkung der Psyche (etwa mittels Entspannungsmethoden wie Meditation) sowie eine allgemeine körperliche Stärkung, (zum Beispiel durch eine gesunde und individuell abgestimmte Ernährung) beziehen, sind auch von den allermeisten Schulmedizinern anerkannt. Entsprechende positive Effekte auf die Lebensqualität und eine Linderung von Symptomen und Nebenwirkungen konventioneller Krebstherapien sind allgemein unumstritten. Gleichermaßen kann auch bei gutartigen Tumoren eine Verbesserung des Befindens durch komplementäre Vorgehensweisen erzielt werden, wenn Psyche und Körper aus dem Gleichgewicht geraten.

Hingegen bestehen (in Deutschland) große Kontroversen um den Einsatz von Methoden wie beispielsweise Akupunktur, Homöopathie, Misteltherapie und Wärmebehandlung (Hyperthermie), um aktiv gegen die Krebserkrankung vorzugehen. Der Nutzen als alternative Behandlungsmethoden ist nicht wissenschaftlich belegt. In einigen Fällen und bei Verzicht auf eine schulmedizinische Grundbehandlung, kann dies zu gesundheitlichen Gefahren für die Betroffenen führen. (jvs, cs)

Weitere Informationen:
Leitlinie: Nierenzellkarzinom (Hypernephrom), Stand: März 2019
Patientenleitlinie: Nierenkrebs im metastasierten Stadium

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