Heuschnupfen kommt und geht mit dem Alter – Mediziner rätseln über die Gründe

Die einen haben als Kind schweren Heuschnupfen und sind später beschwerdefrei. Andere entwickeln die Pollenallergie erst im Alter. Für Mediziner ist das ein neues Phänomen. Ein Allergologe erklärt, was es mit dem Allergie-Jojo auf sich hat.

Während sich die 25-jährige Kollegin freut, dass ihr Heuschnupfen aus Kindheitstagen ganz verschwunden ist, klagt ihr mehr als doppelt so alter Abteilungsleiter über Allergie-Symptome im Frühjahr, die er erst seit zwei, drei Jahren kennt.

Plötzlich Allergiker – und das als Senior

Besonders der Fall, erst in höherem Alter eine Allergie zu entwickeln, schien Medizinern bis vor Kurzem fast unmöglich. „Wer mit 60 Jahren plötzlich über jahreszeitlich bedingte Symptome wie Niesen und verstopfte Nase, tränende und juckende Augen klagt, hat normalerweise schon in der Kindheit eine Allergie entwickelt und Antikörper gebildet“, sagt Karl-Christian Bergmann, Vorsitzender der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Doch der Allergologe und Pneumologe an der Charité in Berlin sagt auch: „Heute sehen wir zunehmend  betagte Patienten mit allergischen Symptomen, die Stein und Bein schwören, dass sie in ihrem Leben noch keine Allergie hatten.“

Pollen plus NO2 sind starke Allergieauslöser

Eine bewiesene Erklärung gibt es für diese Entwicklung nicht. Bergmann sagt: „Wir beobachten die Zunahme von Allergien bei Erwachsenen verstärkt in Großstädten. Wir glauben daher, dass die Luftverschmutzung damit zu tun hat. Vor allem die Kombination aus Pollen und Stickstoffdioxid (NO2) scheint dazu zu führen, dass Menschen vermehrt Antikörper entwickeln.“

Die „angereicherten“ Pollen lösen dann Allergie-Symptome bei älteren Menschen aus, die früher nie Heuschnupfen-Probleme hatten.

Berichte, Videos, Hintergründe: Von Montag bis Freitag versorgt Sie FOCUS Online mit den wichtigsten Nachrichten aus dem Gesundheitsressort. Hier können Sie den Newsletter ganz einfach und kostenlos abonnieren.

Um solchen Zusammenhängen auf den Grund gehen zu können, nutzen die Experten vom Deutscher Polleninformationsdienst das „Pollentagebuch“. Auf dieser von ihnen entwickelten App können Allergiker in ganz Europa ihre Symptome festhalten. In Verbindung mit der Stärke des regionalen Pollenflugs können die Wissenschaftler endlich die Frage nach dem Schwellenwert für Pollenallergiker beantworten. Das ist die Zahl an Pollen in der Luft, die bei Patienten allergische Beschwerden auslösen.

Daraus resultieren exakte Warnhinweise, die besonders für Menschen wichtig sind, deren  Heuschnupfen sich auf die Bronchien verlagert hat, und die Asthma bekommen, wenn viele Pollen fliegen.

Kindheitsallergien kommen später meist zurück

Für die junge Frau, die sich freut, im Frühjahr ohne Allergie-Beschwerden in die Natur zu können, hat Bergmann keine gute Nachricht: „Es kommt sehr häufig vor, dass Allergien der Kindheit sich in späteren Jahren zurückziehen.“ Das kann auch an einem Wohnortswechsel liegen, wo bestimmte Allergene kaum vorkommen. Auch eine Lebensstilveränderung bremst Beschwerden manchmal aus. „Es ist allerdings so, dass die Allergie in den meisten Fällen nur eine Pause einlegt, und irgendwann wiederkommt.“ Manchmal ist das erst im höheren Alter der Fall.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen